IFB Hamburg - Krebsdiagnostik mit Hilfe von KI
Etwa 500.000 Menschen erkranken jährlich in Deutschland an Krebs und es ist aus medizinischer Sicht zu erwarten, dass diese Zahl in den nächsten Jahren aufgrund der längeren Lebenserwartung steigen wird. Der Behandlungserfolg hängt maßgeblich vom Zeitpunkt der Entdeckung ab: Je früher und besser die Krankheit erkannt wird, umso höher sind die Heilungschancen. „Bislang mussten Pathologen im Labor die Gewebeproben wie vor 100 Jahren mit bloßem Auge unter dem Mikroskop analysieren – eine oftmals zeitintensive und teils auch ermüdende Arbeit“, so Felix Faber, Gründer und CEO von Mindpeak. Das Hamburger Startup möchte dies ändern und setzt deshalb seine Erfahrung im Bereich Künstliche Intelligenz für die Krebsdiagnostik ein.
Wie KI bei der Krebsdiagnose unterstützen kann
Bei der von Mindpeak entwickelten Anwendung „BreastIHC“ handelt es sich um einen Deep-Learning-Algorithmus, der schnell und insbesondere auch zuverlässig Brustkrebszellen identifizieren kann. Ein großer Vorteil von Mindpeak ist der Zugang zu Daten. „Wir arbeiten mit sieben Partnerlaboren, unter anderem von der Berliner Charité, zusammen und haben so Zugriff auf über 20 Millionen Objektträger. Das ist die entscheidende Basis für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz, denn diese muss mit großen Datenmengen „gefüttert“ werden, um ihre Stärke - die Erkennung von Mustern - ausspielen zu können“, erläutert Faber. Auch sollte der Algorithmus hinter „BreastIHC“ in der Lage sein, unter schwierigen Bedingungen, beispielsweise bei nicht ganz sauber eingefärbten Proben, ein korrektes Ergebnis zu liefern. „Unser Algorithmus hat in einer Vielzahl an Tests bewiesen, dass er auch sehr stabil unter nicht optimalen Bedingungen läuft und daher vielseitig einsetzbar ist. Dass wir nun erste Lizenzen verkauft haben, bestätigt unseren Weg“, sagt Faber.
Mindpeak – eine Erfolgsgeschichte
Mindpeak wurde 2018 in Hamburg von Felix Faber und Dr. Tobias Lang gegründet. Während Felix Faber Erfahrungen im Bereich Unternehmensgründung (bis hin zum Börsengang) mitbringt, ist Dr. Tobias Lang Experte im Bereich Machine Learning und hat unter anderem ein Deep-Learning-System für Zalando entwickelt. „Wir haben uns gefragt: Was kann Künstliche Intelligenz leisten, um der Gesellschaft einen Mehrwert zu bieten? Bei der Krebsdiagnostik bedeutet Schnelligkeit im Zweifel Lebenszeit“, so Faber. „Unsere Mission ist es, Krebsdiagnostik mittels Künstlicher Intelligenz für alle Menschen schnell und kostengünstig verfügbar zu machen.“
Mittlerweile hat Mindpeak 25 Mitarbeiter, die sich um die (Weiter)Entwicklung und Expansion kümmern. „Talente im Bereich Künstliche Intelligenz sind sehr gefragt. Viele Mitarbeiter in diesem Bereich entscheiden sich für uns, da Krebs bekämpfen einfach erfüllender ist als bei Google Werbung zu optimieren“, sagt Faber.
Zahlreiche Förderer unterstützen Mindpeak
Aber nicht nur Mitarbeiter konnte das junge Unternehmen von sich überzeugen, sondern auch Förderer. Die IFB Hamburg hat Mindpeak gleich mit mehreren Förderprogrammen unterstützt: Über die Tochtergesellschaft IFB Innovationsstarter GmbH wurde mit Zuschüssen aus dem Programm InnoRampUp die automatische Quantifizierung von Krebszellen im Brustgewebe mit Deep Learning ermöglicht. Außerdem beteiligte sich der Innovationsstarter Fonds in Höhe von 600.000 Euro an Mindpeak. Das Fondsvolumen wird zu gleichen Teilen von der Freien und Hansestadt Hamburg und dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) bereitgestellt. „Die Beteiligung des Innovationsstarter Fonds haben wir für die Weiter- und Neuentwicklung unserer Krebserkennung für verschiedene Organe genutzt“, freut sich Faber.
Die jüngste Förderung über die IFB Hamburg erfolgte im Sommer 2020 über das Programm PROFI Transfer in Höhe von 600.000 Euro. Darüber hinaus ist Mindpeak das erste Hamburger Unternehmen, das die kombinierte EIC-Accelerator-Förderung der EU erhält, die nur wenige, herausragende Unternehmen in Europa bekommen: Die EU unterstützt die Expansion Mindpeaks ins europäische und US-amerikanische Ausland seit August 2020 sowohl mit einem Zuschuss von rund 1,4 Millionen Euro als auch mit europäischem Beteiligungskapital in Höhe von 1 Million Euro.
Neben öffentlichen Förderern haben sich auch private Business Angels und Venture Capital Unternehmen an Mindpeak beteiligt. „Die große Zahl an Förderern von Mindpeak ist in dem äußerst spannenden Business Case begründet. Der Bereich der Krebsdiagnostik ist bislang noch wenig bis gar nicht digitalisiert, "BreastIHC“ sehr innovativ. Die große Einsatzmöglichkeit, auch für viele weitere Krebsarten, ermöglicht eine hohe Skalierbarkeit des Produkts“, erläutert Gencer Sahin, Investment Manager bei der IFB Innovationsstarter GmbH das Engagement der Förderbank-Tochter. Sibyl Scharrer, Förderlotsin der IFB Hamburg für EU-Mittel, ergänzt: "Mindpeak ist ein gutes Beispiel dafür, dass sich das Bemühen um EU-Fördermittel lohnen kann - insbesondere, wenn das Geschäftsmodell eine Expansion ins Ausland erlaubt.“
Read the full article here.